Elektrifizierung B 462 / Ministerium: Wissenschaftliche Begleitung gesichert / Abbau hingegen nicht
Gaggenau. Das baden-württembergische Umweltministerium rechnet mit dem Baubeginn der Elektrifizierung der B 462-in 2019. Für 2020 ist dann der Beginn der dreijährigen Testphase geplant. Demnächst sollen für alle drei Pilotprojekte in Deutschland die Beschaffung der speziellen Elektro-Lastwagen ausgeschrieben werden. Dies geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Sylvia M. Felder (CDU) hervor. In der Kleinen Anfrage hatte die Abgeordnete nach den weiteren Vorbereitungen für die geplante Elektrifizierung von drei Teilabschnitten der Bundesstraße zwischen Kuppenheim, Gaggenau und Obertsrot gefragt. „Dem Stuttgarter Ministerium ist spätestens nach den kritischen Wortmeldungen aus der Region klar, dass die Teststrecke hier kein Selbstläufer wird“ so Sylvia Felder.
Bei den drei Teststrecken in Deutschland ist der Baufortschritt des Autobahnabschnittes zwischen Darmstadt und Frankfurt am Weitesten. Auf dem Teilstück der A 5 stehen bereits die Masten und ist der Fahrdraht gespannt. Ebenfalls stehen bereits die Container für die Umwandlung der Stromspannung. Die Bundesstraße im Murgtal ist – neben einem weiteren Autobahnabschnitt in Schleswig-Holstein- das einzige Projekt außerhalb einer Autobahn. Dabei geht das Umweltministerium in Stuttgart nicht davon aus, dass durch die Brücken bei Bischweier und Rotenfels sowie durch den Gernsbacher Tunnel Einschränkungen entstehen können. „Das An- und Abbügeln der Fahrzeuge erfolgt automatisch im fließenden Verkehr“ so das Ministerium in seiner Antwort an Landtagsmitglied Sylvia Felder. Die Fahrzeuge, deren Ausschreibung erst in Kürze erfolgt, sollen dabei problemlos durch den nicht elektrifizierten Gernsbacher Tunnel fahren, so die Ministerialbeamten.
Landtagsabgeordnete Sylvia Felder hatte den zuständigen Umweltminister Franz Untersteller (GRÜNE) um nachdrückliche wissenschaftliche Begleitung gebeten. Im Antwortschreiben des Ministeriums sind nun die Aufgaben für das Konsortium zur wissenschaftlichen Begleitung benannt: Das Fraunhofer Institut für System – und Innovationsforschung wird dabei die Einbindung der Hybrid-Lastwagen in die Güterverkehrskonzeption untersuchen. „Die objektive wissenschaftliche Begleitung ist damit wenigstens gesichert“ so Sylvia Felder, „zumal es viele kritische Stimmen zur Wirkung der Stromleitungen auf den übrigen Straßenverkehr gibt“. So etwa die Auswirkungen auf andere Fahrzeuge, die Situation bei Unfällen und andere Szenarien.
Nicht gesichert ist hingegen ein etwaiger Rückbau am Ende der Versuchsphase. Die Fördergelder aus dem Berliner SPD-geführten Umweltministerium decken nur Planung und Bau ab. „Wir bestehen darauf, dass die Kosten für einen Rückbau ebenfalls am Anfang des Versuches geklärt sind“ so Landtagsabgeordnete Sylvia Felder. Das Ministerium räumt in der parlamentarischen Anfrage ein, dass ein dauerhafter Betrieb dann erst durch ein Planfeststellungsverfahren baurechtlich legitimiert werden müsse. „Immerhin sind die Masten und Leitungen ein erheblicher Eingriff in die Landschaft, man kann das auf der A 5 in aller Deutlichkeit sehen. Da wollen wir keine langfristige Landschaftsbeeinträchtigung ohne intensive vorherige Prüfung und echte Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger“ so Sylvia Felder.
Eine weitere Informationsveranstaltung ist aus Sicht des federführenden baden-württembergischen Umweltministeriums für Anfang 2019 vorgesehen. „Anders als die Versuchsstrecken auf der Autobahn geht die Versuchsstrecke im Murgtal direkt entlang der Bebauung in sensibler Tallage, daher ist das eine ganz andere Anforderung“, so Felder. Daher sei eine breite Bürgerbeteiligung unabdingbar erklärte die Abgeordnete. Zu Recht werden kritische Fragen in Bezug auf Konzept, Wirkung und Auswirkung gestellt.
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Das baden-württembergische Umweltministerium geht von einem flüssigen Verkehrsbetrieb aus: die Hybrid-Lastwagen sollen automatisch während der Fahrt an- und auskoppeln.