Experten fordern Umdenken / Neue Mobiltätskonzepte für Mittelbaden werden entwickelt
Wie werden wir in Zukunft zwischen Rastatt, dem Murgtal und Karlsruhe unterwegs sein? Die so genannte “Vernetzte Mobiltät” gewinnt immer mehr an Bedeutung. Was genau darunter zu verstehen ist, diskutierten Fachleute mit der CDU-Landtagsabgeordneten Sylvia M. Felder zum Abschluss ihrer Sommertour “Mobilität. Bewegt. Zukunft”. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger besuchten die Podiumsdiskussion in der Rheinau-Halle in Au am Rhein.
Der zunehmende Verkehr kommt an seine Grenzen, erklärte Claus Haberecht, Verkehrsdezernent des Landkreises Rastatt. “Wir haben über 60.000 Pendlerbewegungen pro Tag in der Wirtschaftsregion Mittelbaden”, sagte Haberecht. Täglich sind auf der A5 im Landkreis Rastatt 90.000 Fahrzeuge unterwegs. Hinzu kommen jährlich rund 29.000 Schiffe auf dem Rhein und 1,3 Millionen Fluggäste am Baden Airpark. Täglich sind 490 Züge zwischen Rastatt und Karlsruhe unterwegs. Der Güterverkehr werde bis 2030 um 43 Prozent zunehmen, prognostizierte der Verkehrsdezernent. Das Hauptproblem sei das Fehlen einer nachhaltigen Verkehrslenkung. “Für die Zukunft brauchen wir ein einheitliches Mobilitätskonzept, das alle Teilbereiche des Verkehrs bündelt, um die Umwelt zu entlasten”, erklärte Haberecht. Vor allem müsse man die Voraussetzungen zur Nutzung der diversen Angebote schaffen. Die nötige Infrastruktur müsse gewährleistet sein.
Wie kann Mobilität in der Region verbessert werden? Manfred Pagel von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) stellte das Projekt “RegioMove” vor. Es sieht vor, im KVV-Gebiet alle mobilen Angebote miteinander zu vernetzen. Auf einer gemeinsamen Plattform werden die regionalen Bus- und Bahnverbindungen zusammengeführt. Und nicht nur das: Auch flexiblere Angebote wie Taxi, Carsharing und Leihräder werden in den kommenden Jahren integriert. “Wir wollen den Kunden passgenaue Lösungen anbieten, um von A nach B zu kommen”, sagte Pagel. In Zukunft sollen die Fahrgäste unkompliziert zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen und wechseln können. Ziel sei es, viele Menschen dazu zu bringen, das eigene Auto stehen zu lassen.
Wie so ein vernetztes und flexibles Unterwegsein ablaufen, zeigte Michael Böttger von der Karlsruher “raumobil GmbH” auf. Das IT-Unternehmen entwickelt Internet-Angebote für die mobile Nutzung unterwegs. Für das “RegioMove”-Projekt wird eine digitale Plattform geschaffen, die alle öffentlich verfügbaren Verkehrsmittel und Service-Angebote aufzeigt und individuelles Planen von Mobilität ermöglichen soll. Am Beispiel von Großveranstaltungen wie “Das Fest” oder “Rock am Ring” zeigte Böttger, wie bereits Apps und digitale Anwendungen etwa mit Buchungssystemen und Parkplatz-Tipps eine umweltschonendere Anreise ermöglichen.
“Vernetzte Mobiltät” beschäftigt auch die Unternehmen einer Region. Was können Betriebe tun, damit Mitarbeiter ihre Autos öfters stehen lassen? Uta Kurz vom Berliner Beratungsbüro “team red” stellte die Trends im betrieblichen Mobilitätsmanagement vor. Ob beim Pendeln der Mitarbeitenden, beim Management des Fuhrparks oder Dienstreisen: Auch hier gewinnen Car-Sharing und Alternativen zum Auto an Bedeutung.
Das Thema Mobilität erfordert ein Umdenken und einen Bewusstseinswandel, fasste die CDU-Landtagsabgeordnete Sylvia Felder abschließend zusammen. “Auf dem Gebiet der vernetzten Mobilität wurde bereits viel bewegt, aber es muss noch viel getan werden”, sagte Sylvia Felder. “Besonders in den ländlichen Regionen müssen wir mehr vernetzte Angebote schaffen und werben für das Umdenken im Kopf, Mobilität auch anders zu nutzen.”
Bildunterschrift: Neue Formen der Mobilität – Thema im Rahmen der Sommertour von Sylvia M. Felder MdL